6 Tipps: Kindersicherheit im Netz
Digitale Familie: Knapp die Hälfte aller Eltern kümmert sich nicht um den Online-Schutz ihrer Kinder. Sechs Tipps zur Kindersicherheit im Netz.
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Patricia Cammarata: Ja, daher rührt ja auch die primäre Maßnahme vieler Eltern, dem mit zeitlichen Vorgaben entgegenzuwirken. Das ist aber viel ineffektiver, als sich selbst inhaltlich mit dem Thema auseinander zu setzen und generelle diffuse Ängste oder Vorbehalte abzubauen. Besser wäre eine Offenheit dem Digitalen gegenüber, vor allem auch mit dem Ziel, die eigenen Kenntnisse zu vermehren. Wichtiger als auf die Uhr zu schauen, ist die Frage, welche Themen für die Familie wann Priorität haben. Zudem müssen sich Erwachsene auch eingestehen, dass (ältere) Kinder oft über viel mehr mediales Bedienungswissen verfügen als sie. Das erleichtert die Eltern, denn dann können sie den Anspruch fallen lassen, grundsätzlich in der Position der Mehr-Wissenden sein zu müssen. Man kann auch mal sagen: Du bist der Experte, erklär' mal! Auf der anderen Seite bleiben natürlich der generelle Vorsprung, was das Weltwissen betrifft, und die Erziehungsverantwortung. Sich zu interessieren und mit dem Nachwuchs im Gespräch zu bleiben, sind konstruktive Ansätze. Das alles ist auch Beziehungsarbeit.
Patricia Cammarata: Sich umschauen und differenzieren: Das Internet bietet ja unendlich viele Optionen. Da gibt es soziale Netzwerke wie TikTok, WhatsApp, Snapchat, Twitter und Instagram und generell die Konzerne Facebook, Google und Amazon. Eltern sollten sich so etwas wie eine Metakompetenz darüber aneignen, indem sie Informationen zu Funktionen, aber auch möglichen Gefahren, wie Cyber-Grooming und Cyber-Mobbing sammeln. Es ist eben auch immer die Frage, womit sich der Nachwuchs beschäftigt. Viele Angebote auf Youtube sind ja äußerst hilfreich wie LehrerSchmidt, MaiLab oder ähnliche Wissenskanäle.
Patricia Cammarata: Es gibt erhebliche Unterschiede. Ich selbst bin Endlosspielen gegenüber skeptisch wie World of Warcraft, weil man da den permanenten Druck hat weiter zu machen, weil es eben immer noch eine Quest gibt. Eine wichtige Frage ist, ob es zum Beispiel Speicherpunkte gibt, die zwischendurch ein Aus- und späteres Wiedereinsteigen ermöglichen. Dies erleichtert es, Absprachen im Familienleben, wie zum Beispiel gemeinsame Essenszeiten oder andere häusliche Aktivitäten oder Aufgaben einzuhalten. Toll sind Spiele, die einfach zu bedienen sind, und ich würde darauf achten, dass die Spiele keine Rollenstereotypien reproduzieren. Man sollte auch darauf achten, dass der Spielfortschritt nicht von dem Dazukaufen verschiedener Dinge abhängt. Vorsicht ist auch bei Spielen angebracht, bei denen ständig Werbung aufpoppt.
Patricia Cammarata: Heutzutage sind Kinder von Geburt an von Smartphone, Tablet und Computer im täglichen Lebensumfeld umgeben. Insofern spielt Medienerziehung schon lange vor der Pubertät eine Rolle. Je früher man das Thema gemeinsam bewusst lebt, desto reibungsloser verläuft es auch im Teenageralter. Kennt man sich mit den Angeboten etwas aus, wird man, anstelle einfach auf starre Bildschirmzeiten zu pochen, mehr Verständnis zeigen und ganz anders argumentieren. Zusätzlich sollte der Alltag von kIein auf bestenfalls einen ganzen Blumenstrauß an verschiedenen analogen Aktivitäten bieten mit regelmäßigem Spielen an der frischen Luft, Spielplatzbesuchen, Sport und anderem, aber auch realen Aufgaben in einem strukturierten Alltag. Umso leichter ist es dann, auch beim Heranwachsenden eine Balance zu halten.
Patricia Cammarata: In Berlin gibt es einen Elternbrief vom Senat von der Geburt bis zum achten Lebensjahr mit Informationen jeweils entsprechend der Stufe der kindlichen Entwicklung. Unter anderem speziell auch zur Medienerziehung, inklusive der Nennung von Anlaufstellen. Das müsste bundesweit einheitlich geregelt sein. Im Primarbereich der Schulen muss die Grundversorgung mit digitalen Medien noch deutlich verbessert werden. Eine Medienscoutausbildung unterstützt Jugendliche dabei, bewusst mit dem Internet umzugehen und zu aktiven Mediennutzern zu werden.
Podcast „Nur 30 Minuten“ von Patricia Cammarata
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Hier geht es zum Libelle-Interview mit Jörg Schieb, WDR-Journalist und Autor, der eine etwas andere Meinung zur Medienerziehung hat.
Tags: Digitale Familie , Patricia Cammarata
Kategorien: Erziehung