Hamma!
Culcha Candela ist der Hauptact beim Tag der Begegnung für alle Altersklassen in Köln. Eintritt frei!
© Conny Wenk
Tanja Thalwitzer: Dass Parker das Down-Syndrom hat, haben wir erst nach der Geburt erfahren. Das mussten wir natürlich erstmal verdauen und uns zurechtfinden. Wir hatten das Gefühl, wir müssen in kürzester Zeit zu Experten werden – immerhin wollten wir ihn von Anfang an so gut wie möglich fördern. Wenn man aber versucht, sich im Internet zu informieren, wird man wahnsinnig. Da gibt es einfach zu viele Informationen auf einmal.
Tanja Thalwitzer: Schon im Krankenhaus haben wir einen Flyer von der Düsseldorfer Gruppe Kleeblatt bekommen. Dort sind Eltern von Kindern mit Down-Syndrom vernetzt. Wir haben uns dort gemeldet und direkt die nötigsten Infos bekommen. Sich mit anderen zu vernetzen und sich auszutauschen ist unheimlich wichtig. Wir sind froh über den Kontakt zu Kleeblatt.
Tanja Thalwitzer: Bis August war Parker bei einer Tagesmutter, die für uns ein echter Herzensmensch war. Sie hatte viel Erfahrung mit behinderten Kindern und lebt Inklusion. Seit September ist er in einer integrativen Kita. Wir hatten noch überlegt, ihn in die gleiche Kita wie seinen großen Bruder zu schicken, uns dann aber dagegen entschieden.
Tanja Thalwitzer: Die Leitung war in den Gesprächen zwar sehr offen, hat aber viele Bedenken geäußert. Es gab dort wenig Erfahrung mit behinderten Kindern. Die Sorgen konnten wir gut verstehen. Deshalb haben wir uns für die integrative Kita entschieden. Und da ist es der Himmel auf Erden. In der Gruppe sind 15 Kinder, fünf davon haben einen Förderbedarf – alle ganz unterschiedlich.
Tanja Thalwitzer: Kinder gehen an so etwas einfach intuitiv ran. Die merken vielleicht, dass andere Kinder manches langsamer machen, beurteilen das aber nicht. Auch die Kinder ohne Förderbedarf können dabei viel lernen. Zum Beispiel darüber, dass es okay ist, anders zu sein.
Tanja Thalwitzer: Vor dem Gedanken graut es mir noch ein bisschen. Im Prinzip müssen wir aber dann schauen, wenn es soweit ist. Natürlich sehe ich Parker im Moment noch an einer Regelschule. Wenn das aber nichts für ihn ist, ist natürlich auch eine Förderschule gut. Im Endeffekt wollen wir ja nur, dass es Parker gut geht und er glücklich ist – egal auf welcher Schule.
Tanja Thalwitzer: Ich würde mir wünschen, dass es Inklusion gar nicht geben müsste. Dass es in unserer Gesellschaft ganz normal wäre, dass jeder so angenommen wird, wie er ist und die Möglichkeit hätte, alles in seiner Kraft und Zeit zu erreichen. Eben eine Gesellschaft, die offener für Andersartigkeit ist. Ich finde, wir sind ja ein gutes Beispiel dafür, dass man mit und trotz einer Behinderung in der Familie glücklich sein kann. Ich kann verstehen, wenn es Ängste und Sorgen gibt, aber ich würde mir wünschen, dass wir die in Zukunft ausräumen können. Ich freue mich darauf, diesen Weg mit Parker zu gehen. So eine Veränderung wäre nämlich eine Bereicherung für alle.
Das Interview führte Carolin Scholz.
Tags: Inklusion , Tanja Thalwitzer
Kategorien: Gesundheit , Erziehung , Stadtgeschehen